Hat der Laufrausch gerade
Pause? Man könnte es fast meinen, wenn nicht - genau: heute der
Stuttgarter Zeitungslauf stattgefunden hätte. Ich hatte mich ja schon vor
Wochen angemeldet, der Doc meinte letzte Woche ich könnte trotz meiner
Achillessehnenentzündung
laufen, vorgestern Abend hab ich das auch noch groß uns breit beim 25-jaehrigen
Abi-Nachtreffen (äh - ja) erzählt, so dass ich heute nicht kneifen konnte.
Hab also gestern Abend eine Einladung zur Geburtstagsparty sausen lassen,
stattdessen Körnerbrot, Rettich und alkoholfreies Bier (genau: isotonisch) zu
mir genommen, gehofft, dass der gestrige Dauerregen irgendwann aufhört, und
warme Klamotten bereitgelegt. Heute morgen: welche Freude beim Augenöffnen:
blauer Himmel, dazwischen ein paar harmlose Schäfchenwolken, Kopf aus dem
Fenster: und tatsächlich wärmer als befürchtet. Also:
kurze Hose und Shirt, los geht's! Organisation und Strecke waren wie
letztes Jahr, der Start pünktlich, ich war mir nur bis kurz vor dem Start über
die Strategie nicht klar. OK, vielleicht unbewusst: diesmal hab ich mich
im grünen Block gleich ziemlich an den Anfang gestellt, zu den 1:35-AspirantInnen.
Die Stimmung beim Start (und auch an der Strecke) war verglichen mit Mainz
natürlich ein Witz. Wenigstens gab es 24 Bands an der Strecke, und das
Bad Cannstatter Publikum hat sich viel Mühe gegeben: da war die Stimmung gut.
Auch vor dem Hauptbahnhof und in der Königsstrasse war's gut, aber der
Marktplatz: leer! Egal: ich bin zügig los, hatte bei 2km noch keine 9
Minuten um. Oh, ganz schön schnell. Mein Puls war auch schon ein bisschen
hoch, so dass ich mich schon gefragt habe, ob ich das trotz der schlechten
Vorbereitung (ich bin die letzten 2 1/2 Wochen nicht gelaufen, von einem kleinen
20 Minuten Testlauf gestern abgesehen) durchhalten würde. Na ja, bis 10
km ging es flott weiter (Zwischenzeit < 45min). Da hab ich dann den
1:35 Pacemaker Luftballon vor mir gesehen, und ich hab versucht, dranzubleiben.
Mein Ziel hatte ich da schon von zunächst besser als 1:45 über Zeit vom
letzten Mal (1:40) auf 1:37 gesteigert.
Auch die nächsten drei Kilometer ging's noch gut, dann begann es aber hart und
härter zu werden. Zwischenzeitlich hatte auch die Sonne eine gewisse
Kraft entwickelt, so dass der Schweiß in Strömen zu fließen begann und mir
ganz schön warm wurde. Für mich untypisch war ich über die vielen
Versorgungsstationen froh: trinken geht beim Laufen nicht wirklich, aber Mund
ausspülen und abkühlen. Dann die eher monotonen Kilometer ums Kraftwerk
Münster: da versucht man, nichts zu denken und automatisch zu laufen, ging auch
noch, Anstieg auf die Neckarbrücke, ächz, und dann zurück nach Cannstatt:
jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen, nur noch 5 Kilometer, vorbei an der
Marktkirche, ein paar Kurven, gegenüber am Neckar wieder Rilling-Sekt, und ah:
Gegenverkehr; der hat aber die ganze Runde noch vor sich, ich nur noch 4 km.
Leider sah ich den 1:35-Luftballon nicht mehr, und mit Reserven für einen
Endspurt sah es auch schlecht aus. Also, mindestens noch einmal 3 km
einfach das Tempo halten. Das Publikum motiviert, das nahe Ziel auch, bei 20 km
krame ich doch noch ein Quäntchen Treibstoff hervor und schalte die Atmung um
und den Verstand ab. Endspurt! Es reicht nicht ganz, der Luftballon bleibt
verschwunden, und die in kurzen euphorischen Momenten aufgeflammte Hoffnung auf
< 1:35 erfüllt sich nicht ganz. Trotzdem ein super Ergebnis für mich:
1:35:20, nur unwesentlich langsamer als in Schwäbisch Gmünd.
Und neue Laufrausch-Bestzeit für den Stuttgart-Lauf !!!
Andreas